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Thumb Newsletter 09 70x100Das Organi­sations­team informiert Sie regelmäßig in einem Newsletter über die aktuellen Planungen zum Jubiläums­jahr. Die aktuelle Ausgabe ist im Oktober 2011 erschienen und steht Ihnen zum Down­load zur Verfügung. PDF, 440 KB

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Der Codex Manesse und die Entdeckung der Liebe

Universitätsbibliothek Heidelberg präsentierte wertvolle Handschrift des Mittelalters im Original

 

UB_Heidelberg_Altstetten
Das Geschlecht derer von Altstetten ist seit 1166 bezeugt und hatte seinen Sitz im Oberrheintal. Es stand in den Diensten des Abtes von St. Gallen. Vermutlich handelt es sich bei dem Minnesänger um den 1320 bis 1327 urkundenden Konrad von Altstetten, der das Meieramt innehatte.

In der Zeit der Staufer wurde die Minne als literarisches Sujet entdeckt und zum Gegenstand einer komplexen gesellschaftlichen Diskussion: Wie sich dieses Thema in den schriftlichen Zeugnissen des hohen Mittelalters widerspiegelt, war Gegenstand der Ausstellung „Der Codex Manesse und die Entdeckung der Liebe“, die die Universitätsbibliothek Heidelberg als Beitrag zum 625-jährigen Bestehen der Ruperto Carola zeigte. Sie präsentierte zum Jubiläum den Codex Manesse – die prachtvoll gestaltete Sammlung mittelhochdeutscher Lied- und Spruchdichtung, die aus konservatorischen Gründen nur sehr selten die klimatisierten Tresore der Bibliothek verlassen darf – erstmals seit längerer Zeit wieder im Original. Zu den ingesamt rund 100 Exponaten gehörten weitere wertvolle Handschriften, die bis zum 20. Februar 2011 zu sehen waren.

Der Codex Manesse entstand zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Zürich – vermutlich auf Betreiben von Rüdiger Manesse und seinem Sohn Johann, die die mittelhochdeutsche Lieddichtung in ihrer gesamten Gattungs- und Formenvielfalt zusammentragen wollten. Die Handschrift umfasst 140 Dichtersammlungen, die ältesten Texte reichen zurück bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts. Die Handschrift ist eines der Schlüsselzeugnisse für die Literatur und Kultur der Stauferzeit. Den Texten sind 138 Miniaturen vorangestellt: Sie zeigen die Dichter in idealisierter Form bei höfischen Aktivitäten.

 „Saget mir ieman, waz ist minne?“ Diese Frage des Dichters Walther von der Vogelweide nach dem Wesen der Liebe beschäftigte seit dem hohen Mittelalter fahrende Sänger, Adlige und Kleriker. Wie in einer Vielzahl von Texten und Bildern immer neu reflektiert wurde, konnte es einem Ritter nicht mehr genügen, die von ihm begehrte Dame zu besitzen. Er wollte vielmehr ihr Herz erobern. Die vielstimmige Entdeckung des Themas Minne beeinflusste nicht nur das Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Sie wandelte auch das Selbstverständnis des Adels und die Umgangsformen innerhalb der höfischen Gesellschaft. Die Lieder und Bilder im Codex Manesse fangen diesen Wandel exemplarisch ein.

 

UB_Heidelberg_Brandenburg
Markgraf Otto IV. von Brandenburg (1266-1309) trägt den Beinamen „mit dem pfile“. Er wurde bei der Belagerung von Staß an der Bode am Kopf von einem Pfeil getroffen und ließ diese Pfeilspitze – aus Misstrauen gegenüber den Ärzten – ein Jahr lang in der Wunde.

Am Beispiel des Codex Manesse und weiterer wertvoller Handschriften und Drucke aus den Tresoren der Universitätsbibliothek Heidelberg illustrierte die Ausstellung die Entdeckung der Liebe im hohen Mittelalter. Die Exponate sind zumeist reich illustriert und gaben dem Besucher damit auch einen Einblick in die deutsche Buchmalerei vom 13. bis in das 15. Jahrhundert. Vertreten waren ein Großteil der bedeutendsten Texte des Mittelalters, darunter zum Beispiel Wolfram von Eschenbachs „Parzival“. Während der Ausstellung wurde der Codex Manesse viermal umgeblättert, um dem Publikum unterschiedliche Miniaturen zu präsentieren.

Die Ausstellung gliederte sich in vier Sektionen: Die ersten beiden Abschnitte beschäftigten sich mit Entstehung und Wirkung sowie dem Weg der Handschrift durch die Jahrhunderte. Im Mittelpunkt der dritten Sektion stand „Die Entdeckung der höfischen Liebe“. Die Literatur, die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu blühen begann, gilt als epochales Novum: Statt im gelehrten Latein der Kirche wurde an den Höfen weltlicher Fürsten auf Mittelhochdeutsch gedichtet. Neu war jedoch vor allem die Idee der Liebe, die in Epik und Lyrik zum Thema wurde. Gegenstand der vierten Sektion war „Die Macht der Minne“: Der im Diskurs der höfischen Liebe geforderte Umgang zwischen Ritter und Dame präsentiert sich als Kunst, deren Spielregeln es erst zu erlernen gilt.

 

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Nach der Mundart der überlieferten Lieder stammte Friedrich der Knecht aus Österreich oder Bayern. Er verfaßte seine Gedicht vermutlich zwischen 1215 bis 1250. Auf der Miniatur ist dargestellt, wie der Dichter seine Dame entführt.

Bildnachweis: Universitätsbibliothek Heidelberg

Zur Eröffnung der Ausstellung hatten die Universitätsbibliothek Heidelberg und die Ruperto Carola am Montag, 25. Oktober 2010, in die Aula der Alten Universität eingeladen. Mit Grußworten wandten sich Prof. Dr. Friederike Nüssel, Prorektorin der Universität Heidelberg, und Bibliotheksdirektor Dr. Veit Probst an die Gäste. Im Festvortrag sprach Prof. Dr. Ludger Lieb vom Germanistischen Seminar zum Thema „Die Vorstellung der Minne. Bild und Text im Codex Manesse“. Anschließend gab Dr. Carla Meyer vom Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde eine Einführung in die Ausstellungskonzeption. Den musikalischen Rahmen mit Werken von Bach und Beethoven gestaltete Ilan Bendahan Bitton am Flügel.

Die Universitätsbibliothek Heidelberg zeigte die Ausstellung „Der Codex Manesse und die Entdeckung der Liebe“ bis zum 20. Februar 2011 täglich von 10 bis 18 Uhr.

Die Ausstellung war ein zentraler Beitrag zum großen Veranstaltungsprogramm, mit dem sich die Universität Heidelberg im Jubiläumsjahr von Oktober 2010 bis zum Oktober 2011 der Öffentlichkeit präsentierte, und stand zugleich im Kontext der großen Mittelalterschau „Die Staufer und Italien“ in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim. Sie war eine Kooperation des Instituts für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde, des Germanistischen Seminars und der Universitätsbibliothek Heidelberg sowie einer Gruppe engagierter Studierender aus dem Historischen Seminar der Universität Heidelberg. Ein virtueller Rundgang durch die Ausstellung ist unter der Adresse http://manesse2010.uni-hd.de zu sehen. Zur Ausstellung erschien ein Katalog.

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Letzte Änderung: 18.10.2011