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Jahresfeier zum Abschluss des 625. Bestehens der Universität Heidelberg

Auftakt des neuen akademischen Jahres am 22. Oktober 2011 in der Neuen Aula

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Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Bernhard Eitel

Sehr geehrter Herr Bundespräsident, es ist mir eine Ehre und große Freude, Sie heute im Namen der Universität Heidelberg aus Anlass unserer Jahresfeier zum Abschluss des 625-jährigen Jubiläums an der ältesten Universität der Bundesrepublik Deutschland begrüßen zu dürfen.

Außerdem begrüße ich:
für das Land Baden-Württemberg in Vertretung des Ministerpräsidenten, die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Theresia Bauer.

Ich freue mich, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofkonferenz und Bischof unserer Diözese, Herrn Erzbischof Dr. Robert Zollitsch willkommen zu heißen.

Ich begrüße Herrn Wissenschaftsminister a.D., Klaus von Trotha,
die Mitglieder des Deutschen Bundestages, Dr. Karl A. Lamers und Fritz Kuhn,

und die Mitglieder des Landtags, Frau Helen Heberer, Karl Klein, Gerhard Kleinböck und Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr.

Willkommen heiße ich alle Repräsentanten der Justiz, stellver-tretend Frau Prof. Juliane Kokott-Sturies, Generalanwältin am Europäischen Gerichtshof, sowie die Vertreter der Wirtschaft,

stellvertretend den Präsidenten der IHK Rhein-Neckar, Herrn Dr.Vogel, und die Vertreter der Medien, die uns durch unser Jubiläumsjahr begleitet haben.

Ich begrüße den Präsidenten des Regierungsbezirks Karlsruhe Dr. Rudolf Kühner, sowie den Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Heidelberg, Dr. Eckart Würzner und die anwesenden Mitglieder des Heidelberger Gemeinderates.

Ich freue mich über die Anwesenheit der Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, Prof. Dr. Margret Wintermantel, und über die der Kolleginnen und Kollegen aus den Rektoraten befreundeter Hochschulen,

  • den Rektor der Universität Vilnius Prof. Alvydas Pumputis,
  • den Rektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Prof. Dr.Hans-Jochen Schiewer,

sowie

  • die Rektorin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Prof. Dr. Anneliese Wellensiek,
  • Herrn Prof. Dr. Johannes Heil für die Hochschule für Jüdische Studien
  • sowie stellvertretend für die Vertreter der zahlreichen weiteren universitären und außeruniversitären wissenschaftlichen Einrichtungen vor Ort den Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Krebsforschungszentrums, Herrn Prof. Dr. Otmar Wiestler und unseren gemeinsamen Nobelpreisträger, Prof. Dr. Harald zu Hausen.

Spektabiles, liebe Ehrensenatoren und Ehrenbürger der Universität, liebe Mitglieder vorangegangener Rektorate unserer Ruperto Carola, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen, insbesondere auch diejenigen, die in Hörsaal 13 teilnehmen, weil sie in der Aula keinen Platz mehr gefunden haben!

Mit dem heutigen Festakt schließen wir unser Jubiläumsjahr, das im Oktober 2010 zusammen mit unseren internationalen Partnern in der Alten Aula festlich eröffnet wurde. Wir haben in den letzten Monaten akademische Feiern und wissenschaftliche Konferenzen von höchstem Niveau und mit prominenter Teilnahme erlebt, die den Wissenschaftsstandort Heidelberg international neu positioniert haben. In weit über 100 Veranstaltungen hat sich die Universität zusammen mit ihren außeruniversitären Partnern der Öffentlichkeit zugewandt, und tausende von wissenschaftsinteressierten Menschen aus Nah und Fern haben daran teilgehabt. Die Universität hat sich mit großen Projekten wie der gelungenen Modernisierung der Neuen Universität oder dem Heidelberger Wissenschaftsatlas eindrucksvoll präsentiert!

Für dieses beispielgebende Miteinander und Füreinander danke ich Ihnen allen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Technik und Verwaltung, den Studierenden, den Nachwuchswissenschaftlern, den Professores, allen Freunden und Unterstützern unserer Universität und unseren Kollegen von den rund 20 außeruniversitären wissenschaftlichen Einrichtungen vor Ort, die sich freundschaftlich mit uns verbunden beteiligt haben, insbesondere auch der Wissenschaftsstadt Heidelberg. Wir haben die Kosten des Festjahrs, auch die der Gebäudesanierungen im Bereich der Alten und Neuen Universität sowie im IWH finanziell weitestgehend ohne die öffentliche Hand gestemmt, mit der Unterstützung unserer Alumni und Förderer, sei es durch Geldzuwendungen oder durch ehrenamtliche Tätigkeiten. Ohne Sie alle hätten wir das nicht geschafft, und ich bin dankbar für diese belegte Corporate Identity!

Wir sind die Universität, wir alle arbeiten an unserem großen Gemeinschaftsprojekt, an der Zukunft, seit 1386!

Dies wurde geleistet in einer Zeit, in der wir uns seit über einem Jahr gleichzeitig auch auf die zweite Runde der Exzellenzinitiative vorbereiten. Die Fortsetzungsanträge  sind gestellt, und wir wollen uns nun den Gutachtern präsentieren. Gemeinsam werden wir auch diese Prüfung bestehen, davon bin ich überzeugt. Die Fortsetzungsanträge sind jeweils von zwei Teilen geprägt, einerseits von dem kritisch wertenden, Rechenschaft ablegenden Rückblick auf das Geleistete seit 2006/07, und andererseits von unserer Perspektive für die kommenden Jahre.  Auch ich will heute zunächst zurück, dann nach vorne blicken.

Beginnen möchte ich mit dem Gedenken an unsere verdienten Kolleginnen und Kollegen, die der Tod im vergangenen akademischen Jahr der Universität entrissen hat.

Zu ihrem Gedenken bitte ich Sie, sich zu erheben. Wir gedenken unserer Kollegen aus der

Theologischen Fakultät
– Prof. Dr. Günther Rudolf Schnurr

aus der Juristischen Fakultät
– Prof. Dr. Winfried Brugger
– Prof. Dr. Karl Doehring
– Prof. Dr. Karl Lackner

aus der Medizinischen Fakultät Heidelberg
– Prof. Dr. Ulrich Berger
– Prof. Dr. Walter Bräutigam
– Prof. Dr. Horst Cotta
– Prof. Dr. Klaus Goerttler
– Frau Prof. Dr. Christine Heym

– Prof. Dr. Hartmut Hoffmann-Berling
– Prof. Dr. Walter Hofmann
– Prof. Dr. Franz Kleibel
– Prof. Dr. Dr. h.c. Herwart F. Otto
– Prof. Dr. Norbert Victor

aus der Philosophischen Fakultät
– Prof. Dr. Reiner Wiehl

aus der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
– Prof. Dr. Uwe Schleth

aus der Fakultät für Mathematik und Informatik
– Prof. Dr. Dr. h.c. Albrecht Dold

aus der Fakultät für Physik und Astronomie
– Prof. Dr. Lars Lassen

Wir gedenken auch unseres Ehrensenators Hermann Freudenberg, der über viele Jahre hinweg mit der Universität eng verbunden war.

Ich danke Ihnen.

In den vergangenen Jahren hat sich die Universität auf beeindruckende Weise weiterentwickelt. Seit 2006 hat die Universität ihre Drittmitteleinwerbung um über 60 Prozent auf rund 200 Mio. Euro pro Jahr gesteigert. Auch wenn man die Exzellenzförderung herausrechnet, verbleiben noch rund 35 Prozent Steigerung. Die Zahl der an der Universität beschäftigten Wissenschaftler ist um 25 Prozent gestiegen, das ist ein Aufwuchs von über 1000 Personen seit 2007. Zahlreiche Preise für Heidelberger Wissenschaftler und erfolgreich bestandene Wettbewerbe in der EU belegen die individuelle wissenschaftliche Stärke unserer Heidelberger Kolleginnen und Kollegen. In den weltweiten Rankings haben wir uns stetig verbessert und rangieren als einzige deutsche Universität in allen Vergleichen auf den ersten drei Plätzen.

Konsequent sind wir zwei strategischen Zielen gefolgt: Wir haben die disziplinären Stärken weiter ausgebaut, aber zugleich große Anstrengungen unternommen, diese Kompetenzen zu verschränken, um damit einen Beitrag zur Lösung der großen komplexen Fragen unserer Zeit leisten zu können. Wir halten in Heidelberg nichts von Studiengängen, die Universaldilettanten heranbilden, wir wollen den Physiker, den Mediziner, den Juristen, den Soziologen, Geowissenschaftler, Historiker oder Philosophen, wir wollen den besten seines Fachs, der aber gleichzeitig in der Lage und bereit ist, seine Kompetenzen im Konzert mit den anderen einzubringen.

Die Stärkung disziplinärer Stärken steht nicht im Gegensatz zu fachübergreifender Zusammenarbeit an Querschnittsfragen, sondern ist deren Voraussetzung. Hier hat das Marsilius Kolleg Großartiges geleistet, nicht nur als Inkubator für neue Forschungsprojekte oder Arbeitsgruppen, auch mit Blick auf die fachübergreifenden Marsiliusstudien, übrigens eine
studentische Initiative!

Diese Vernetzung im Inneren wird von Allianzen und Partnerschaften mit außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen verstärkt. Wir sind dankbar für die hervorragende Zusammenarbeit mit allen unseren Partnern am Ort und in der Region. Davon profitiert auch die forschungsorientierte Lehre, die in derzeit 43 strukturierte Doktorandenprogramme bei einem Internationalisierungsgrad von über 40 Prozent mündet.

Konsequent haben wir daran gearbeitet, unsere herausragenden Grundlagenforschungsergebnisse und Kompetenzen für die Gesellschaft schneller in Wert zu setzen. Dabei geht es nicht darum, unsere wissenschaftliche Seele zu verkaufen, sondern uns als Forschungsuniversität mit weltweitem Ruf in der Wertschöpfungskette richtig zu positionieren. In BMBF-Clustern, mit Firmengründungen und Industry on Campus-Projekten gelingt es zunehmend, die Lücken zu schließen, die noch immer zwischen universitärer Grundlagenforschung, Innovationsforschung, Anwendungsforschung und Produktentwicklung durch die Industrie bestehen. Hier sind wir auf gutem Wege.

Dies alles haben wir in den letzten Jahren erreicht, weil die Länder, vor allem aber der Bund Milliarden zusätzlich in Bildung und Wissenschaft, insbesondere in die Forschung investiert haben. Dafür im Allgemeinen – und für den Wissenschaftspakt im Besonderen – gebührt unseren Politikern Dank und Anerkennung. Wie weitsichtig diese Politik ist, erleben wir hautnah an der Unsicherheit, die sich unter den Akademikern im europäischen Ausland und in den USA derzeit breit macht.

Nicht allerdings in Asien, weshalb wir unsere traditionell gewachsenen Beziehungen v.a. zu Indien, China und Japan ständig ausbauen. Internationalisierung ist kein Selbstzweck, sondern Voraussetzung, um an den global ungleich verteilten Strömen von Wissen zu partizipieren. Wissen zu attrahieren und immer neu zu generieren, setzt eine attraktive Infrastruktur, wettbewerbsfähige Gehälter sowie Deregulation und akademische Freiheit voraus. Ich appelliere daher an alle Verantwortlichen, nicht nachzulassen in dem Bestreben, den Universitäten mehr Freiheiten zuzugestehen.

Viele Entwicklungen der vergangenen Jahre, auch die Exzellenzinitiative, haben zutage gefördert, was Insider längst wussten. Universität ist nicht gleich Universität, Standort nicht gleich Standort. In naher Zukunft, wenn Bund, Länder und Kommunen immer mehr Geld für alte Verbindlichkeiten einsetzen müssen, wird es umso wichtiger sein, endlich die Arbeitsteilung auch unter den Hochschulen zu realisieren. Solange es EIN Hochschulgesetz gibt, solange die rechtlichen Rahmenbedingungen ohne Rücksicht auf unterschiedliche Aufgaben verschiedener Hochschulen gleich sind, solange werden wir mehr schlecht als recht international wettbewerbs-fähig bleiben. Wir konkurrieren als Landesuniversität mit Furtwangen um Landesmittel – ist das unser Anspruch? Wir werden bundesweit im Exzellenzwettbewerb aufeinander gehetzt, dabei messen wir uns doch an international agierenden Wettbewerbern. Wenn wir zudem immer mehr Daueraufgaben übernehmen sollen dann brauchen wir verlässlich mehr Geld. Das Dilemma ist: Noch nie gab es für die Wissenschaft in Deutschland mehr Geld. Dafür gebührt Dank und Lob. Verlässlich fließt es aber nur in die Grundausstattung der Bundesforschungseinrichtungen, in den Hochschulen kommt es dagegen als zeitlich befristete Projektfinanzierung an.

Was die Wissenschaftspolitik braucht, ist eine strategische Neuausrichtung, die den realen Strukturen Rechnung trägt. Zwei Vorschläge an Politik und Gesellschaft:

Erstens: Weltweit agierende und attraktive Forschungsuniversitäten taugen nicht für mittelfristig orientierte Strukturpolitik. Entlassen Sie die Flaggschiffe der deutschen Universitätslandschaft aus der Fach- in die Rechtsaufsicht, geben Sie ihnen mehr Eigenverantwortung, statten Sie sie für ihre Aufgaben in Forschung und Lehre so aus, wie die konkur-rierenden internationalen Spitzenuniversitäten ausgestattet sind. Investieren Sie direkt in die Grundfinanzierung, aus politischem Willen, gegen neidvolle Gleichmacherei. Wenn man, wie es in den Zielen der Exzellenzinitiative formuliert ist, die besten deutschen Universitäten dauerhaft in der Weltspitze etablieren will, dann müssen die Forschungsmittel fokussiert und eine arbeitsteilige Hochschullandschaft entwickelt werden.

Zweitens: Die Föderalismusreform II verträgt sich nicht mit der zunehmenden Ausdifferenzierung der Wissenschaftslandschaft. Landesuniversitäten, Bundesforschungsförderung mit je unterschiedlichen Programmlinien, mit ständig sich ändernden struktur-, kultur- oder wirtschaftspolitischen Zielsetzungen, – hinzu kommen zunehmend themenbezogene EU-Förderprogramme, alle mit begrenzter Laufzeit – dies zusammen genommen ist mit der Notwendigkeit verlässlicher Rahmenbedingungen für forschungsgeleitete Lehre und Grundlagenforschung schwer vereinbar.

Wir sollten in Deutschland unsere Hausaufgaben machen. Es gibt, das weiß jeder, der auf die Wissenschaftskarte blickt, nur zwei Handvoll Standorte, die im globalen Wettbewerb mit den Hot Spots der Forschung mithalten können. Würden Bund und Länder gemeinsam neue Strukturen schaffen, Bundes- und Landeseinrichtungen an diesen Standorten zusammen führen und fördern, dann hätten wir sofort - selbst ohne zusätzliches Geld – einen gewaltigen Impact in den internationalen Rankings. Es gilt – wie wir es in Heidelberg tagtäglich bereits vorleben -, Mittel und Wege zu finden, um die Fragmentierung der deutschen Wissenschaft in Universitäten, MPG, Helmholtz, Leibniz, und Fraunhofer etc. zu beenden, um im internationalen Wettbewerb mit den Global Universities bestehen können.

Ich bin nicht naiv, ich weiß um die Probleme, die wir uns in Deutschland aber überwiegend selbst machen. Ich kenne die verfassungsrechtlichen Schwierigkeiten dieser Vision, doch sind Probleme – so denken zumindest Wissenschaftler - nicht eher Herausforderungen?

Machen wir aus der Vision doch eine Mission.

Wir gehen nun ins 626. Jahr der Ruperto Carola. Wir blicken zurück auf Höhen und Tiefen unserer Universitätsgeschichte. Sie lehrt uns dankbar zu sein, dankbar gegenüber dem Landesherrn, den Gönnern und Mäzenen, dankbar gegenüber den Studierenden, die sich in allen Jahrhunderten von der Begeisterung ihrer Lehrer haben anstecken lassen, dem Unbekannten nachzuforschen, all jenen, die den Freiraum nutzten, das Unmögliche zu denken, um Zukunft zu schaffen.
Die Geschichte lehrt uns auch, dass akademische Freiheit mit Pflichten und Ethos verknüpft ist. Ich kann allen Verantwortlichen nur zurufen: Haben Sie Vertrauen in Ihre Universitäten, sie rechtfertigen dieses Vertrauen seit Jahrhunderten. Unterstützen Sie unseren Weg auch künftig, die Ruperto Carola wird sie nicht enttäuschen.

Und allen Universitätsmitgliedern, meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen rufe ich zu: Tragen wir unsere Begeisterung weiter, vergessen wir nie, dass Semper Apertus unser Wahlspruch ist, dass der lebendige Geist der Wissenschaft uns treibt und dazu verpflichtet, verantwortlich Zukunft zu schaffen, Zukunft seit 1386!

Wir alle zusammen, wir sind eine großartige Universität.

 

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Letzte Änderung: 06.11.2012
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